Die Kamerahersteller produzieren digitale Fotokameras, die immer grössere Auflösungen haben.
Die neuen Kameras sollen natürlich verkauft werden. Warum aber sollte sich jemand, der schon eine Kamera hat, eine neue kaufen? Es wird dem Laien suggeriert, dass mehr Pixel automatisch eine grössere Fotoqualität bedeutet und dass er mit der neuen Kamera auch eine bessere Kamera bekommt.
Jedoch: Die Anzahl der Pixel sagt gar nichts über die Bildqualität aus!
Die Anzahl der Megapixel nimmt ständig zu und somit auch die
Anzahl der Pixel auf den CCDs.
Die Grösse/Fläche der Chips verändert sich nur
unwesentlich.
Die Grösse der einzelnen Pixel muss verkleinert werden, damit
die "vielen schönen" Megapixel auf den Chip passen.
Das bedeutet:
Es drängen sich immer mehr Punkte auf der CCD-Fläche:
Die selbe Lichtmenge müssen sich also immer mehr Punkte
teilen. Kleinere Punkte nehmen jedoch nicht so viel Licht auf, wie
grössere. Eine Kamera benötigt aber genug Licht, um ein
Foto korrekt zu belichten!
Aus diesem Grund kann man selbst oder die Kamera
automatisch, die:
• Belichtungszeit verlängern:
Das hat dann meist Verwacklungen zur Folge!
• Blendenöffnung vergrössern:
Dann hat man nicht mehr die Tiefenschärfe.
Die Qualität des Fotos kann leiden.
• Filmempfindlichkeit erhöhen:
Es entsteht typisches Bildrauschen (siehe unten).
Es leidet die Brillianz eines Fotos.
Meist macht die Kamera einen Kompromiss und verändert
alle 3 Werte.
Bei neuen Kameras (besonders in Handys) findet eine ausgeprägte
Manipulation der Fotos per Software statt, um z.B. Bildrauschen
zu verringern. Diese Lösung überzeugt mich (bisher)
nicht!
Bei guter Beleuchtung, z.B. viel Sonne und strahlend blauem
Himmel gibt es kaum Auswirkungen.
Ist die Beleuchtung allerdings nicht so gut, kann sich das sehr
drastisch auswirken!
Man kann sagen, meine Canon S5 mit 8 MP ist eine
reine "Schönwetterkamera"!
Die bekam ich von Canon kulanterweise als Austauschkamera für
meine defekte S1 mit 3,2 MP.
• Die S5 motzt ständig über zu wenig Licht!
• In meiner Wohnung sind 9 von 10 Fotos verwackelt!
- obwohl die Innenbeleuchtung komplett eingeschaltet ist
- und ich ausserdem zusätzliche Lampen aufgestellt habe
- die pralle Sonne scheint auch noch durch die Fenster
• Es ist beinahe unmöglich geworden, ein Tier oder auch
nur einen (recht langsamen) Roboter zu fotografieren. Der dreht nur
kurz den Kopf oder bewegt sich ein klein wenig und dieser Ausschnitt
des Fotos ist verwackelt.
Die einzige Möglichkeit wäre, den Blitz zu
benutzen!
Ich möchte aber niemanden mit dem Blitz nerven (vor allem keine
Tiere)!
Ausserdem verändern sich manchmal die Farben negativ UND so ein
Foto kommt ganz anders "rüber".
Zudem möchte ich einen Blitz verwenden, weil ich ihn für
die Gestaltung des Fotos benuzten möchte und nicht weil die
Kamera so schlecht ist!
Bei der älteren S1 mit 3,2 MP gab es nie diese Probleme!
Weil die S1 so lange defekt war und zur Reparatur, hatte ich
eine gebrauchte Canon S3 mit 6 MP gekauft.
Bei der waren diese negativen Seiten auch schon ähnlich,
nur nicht ganz so schlimm.
Sie motzte aber auch ständig über Lichtmangel.
Ich verglich die S3 mit 6 MP einmal mit der
S1 mit 3,2 MP von einem Freund:
Die Belichtungszeiten/Blendenwerte der S3 waren
2 - 2,5 Stufen schlechter!
Die S5 mit 8 MP schneidet noch schlechter ab.
(In der Tabelle sind ähnliche "Canon PowerShot" Modelle aufgeführt)
Modell | Jahr | Sensor | Breite | Höhe | Fläche | MPixel | Verhältnis Fläche / Anzahl MPixel |
Pro1 | 2004 | 2/3" | 8,80 | 6,60 | 58,08 | 8 | = 7,26 |
S1 | 2004 | 1/2,7" | 5,37 | 4,04 | 21,69 | 3,2 | = 6,77 |
S3 | 2006 | 1/2,5" | 5,76 | 4,29 | 24,71 | 6 | = 4,12 |
S5 | 2007 | 1/2,5" | 5,76 | 4,29 | 24,71 | 8 | = 3,09 |
SX10 | 2008 | 1/2,3" | 6,16 | 4,62 | 28,46 | 10 | = 2,85 |
SX20 | 2009 | 1/2,3" | 6,16 | 4,62 | 28,46 | 12,1 | = 2,35 |
Je kleiner das Verhältnis, umso weniger Platz
ist für einzelne Pixel.
Der Wert bei der neueren S5 ist nicht einmal halb so gross,
wie der von den beiden älteren S1 und Pro1!
Man kann ganz gut sehen, wie im Laufe der Jahre das
Fläche-zu-Pixel Verhältnis immer schlechter wurde.
Die Kamerahersteller versuchen die schlechte Lichtempfindlichkeit ihrer Kameras auszugleichen, indem sie die Bildsignale verstärken.
Das wirkt sich aber so aus, als wollte man ein sehr schlecht
empfangbares Radiosignal mit einem Antennenverstärker
erhöhen.
Dabei werden blöderweise die ganzen Knackgeräusche und das
Rauschen ebenso verstärkt.
Bei den Kameras ist das ähnlich. So entsteht das sogenannte
"Bildrauschen". Das entsteht vorwiegend bei
erhöhter Filmempfindlichkeit! Bei den meisten neueren Kameras
sind Fotos schon unbrauchbar, wenn die Filmempfindlichkeit
ab 200 ISO beträgt.
Die besten Fotos mit der grössten Brillianz (die besten Farben) bekommt man bei der kleinst-möglichen Filmempfindlichkeit, früher waren das "50 ISO".
Die neuen Kameras bekommen mit 50 ISO keine Fotos mehr hin.
Die kleinste, einstellbare Filmempfindlichkeit ist oft
80 oder 100 ISO.
In der Realität ist es leider so, dass man zwar 80/100 ISO
einstellen kann, die Pixel-Monster kommen damit aber leider nicht
klar. Die Belichtungszeiten sind dann viel zu hoch, um brauchbare
Fotos zu bekommen!
Schwachsinnigerweise protzen manche Hersteller noch damit, dass
ihre Kameras eine Filmempfindlichkeit von mehreren tausend ISO
besitzen...
Hier sind ein paar Beispiel-Bilder von mir für Bildrauschen:
Ich habe mit verschiedenen Programmeinstellungen der S5
experimentiert. Leider stellt die Kamera sehr schnell auf
automatische Filmempfindlichkeit!
• die oberen Bilder habe ich auf 800 x 600 verkleinert
• darunter sind Ausschnitte in originaler Pixel-Grössse
(in den Ausschnitten sieht man das Bildrauschen sehr genau)
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Von links nach rechts:
ohne, mittleres, starkes
Bildrauschen
Das Problem mit dem "Bildrauschen" betrifft vorwiegend digitale Kompaktkameras. Die ersten digitalen Spiegelreflex-Kameras sind mittlerweile auch betroffen.
Ausserdem machen bei Spiegelreflex-Kameras viele Megapixel nur Sinn, wenn man sich auch ein gutes Objektiv leistet, das dementsprechend auch teuer ist!
Ein Autor schreibt:
"Erst bei meinem 1.500 EUR Objektiv sind die Bilder auf
Pixelebene scharf.
Bei einem 300 EUR Objektiv ist die Qualität der Linsen nicht
gut genug, um die 8 Megapixel voll aufzulösen.
Ab etwa 4 Megapixeln sind die meisten Billig-Optiken schon am
Ende."
Entwicklung bei digitalen Spiegelreflex-Kameras
(In der Tabelle sind "Canon EOS" Modelle aufgeführt)
Modell | Jahr | Sensor [mm] | Fläche | MPixel | Verhältnis: Fläche / MPixel |
D2000 | 1998 | 22,5 x 15,2 | 342,00 | 2,0 | = 171,00 |
D30 | 2000 | 22,7 x 15,1 | 342,77 | 3,3 | = 103,87 |
D60 | 2002 | 22,7 x 15,1 | 342,77 | 6,3 | = 54,41 |
300D | 2003 | 22,7 x 15,1 | 342,77 | 6,3 | = 54,41 |
350D | 2005 | 22,2 x 14,8 | 328,56 | 8,0 | = 41,07 |
400D | 2006 | 22,2 x 14,8 | 328,56 | 10,1 | = 32,53 |
450D | 2008 | 22,2 x 14,8 | 328,56 | 12,2 | = 26,93 |
500D | 2009 | 22,3 x 14,9 | 332,27 | 15,5 | = 21,44 |
550D | 2010 | 22,3 x 14,9 | 332,27 | 18,0 | = 18,46 |
Man kann man die negative Entwicklung sehr gut erkennen.
Das Fläche-zu-Pixel Verhältnis wird immer schlechter.
(von 2011, Zeitschriften-Name: --weiss ich nicht mehr--)
(Sparte: Technik > Feature: Kamera-Mythen)
Es gab jede Menge Kampagnen im Internet. Sogar "ganz normale" Zeitungen (wie z.B. Bildzeitung, Stern, usw.) beteiligen sich daran. Die Hersteller ignorierten dies leider.
Seit ca. 2008 kann man keine einzige neue dig. Kompaktkamera empfehlen!
Sie besitzten grössere Displays und eine Menge Gimmicks - sowas
verführt.
Das nützt aber alles nichts, wenn die Fotos einfach nicht gut
werden oder ständig verwackeln!
Also mein Rat:
Wer eine neue Kamera benötigt, sollte mal nach einer
gebrauchten Ausschau halten. Die sind wesentlich
günstiger und machen zudem noch bessere Fotos. ;-)
Zitat eines Autors:
"In aller Regel sind mehr Pixel ab 3-4 MP kein Gewinn.
Eine gute Optik und ein grösserer Chip sind wichtiger und bringen
weit mehr."
Die negative Entwicklung zu immer mehr Megapixel bei zu kleinen Sensoren geht immer weiter!
In den Zeitschriften liest man keine Kritiken mehr. Sie verkaufen einen Grossteil ihrer Exemplare wegen der Kamera-Tests. Die Qualität der Fotos scheint deshalb egal zu sein - Hauptsache es kommen ständig neue Kameras auf den Markt.